Wennfelder Garten 10, 72072 Tübingen | Fehrbelliner Str. 28, 70499 Stuttgart

  Tübingen: +49 152 52 95 77 79 | Stuttgart: +49 151 68 49 87 76

Aktuelles-Details

Januar 2020

 

Der Unterschied zwischen selbstorganisiert und selbstbestimmt

Über die Weihnachtsferien habe ich einige Bücher zum Organisationsdesign gelesen. Nicht alle davon werden es zum Buch des Monats schaffen, definitiv nicht. Das Buch, welches mich am meisten beeindruckt hat, war „Reinventing Organizations“ von Frederic Laloux (nicht den illustrierten Leitfaden, sondern das Buch). Ich hatte schon vorher von „self managed“ Organisationen gelesen, aber irgendwie war der Funke bislang nicht so recht übergesprungen.

Frederic Laloux beschreibt seine Suche nach Organisationen in den die Menschen nicht nur selbst-organisiert sondern selbst-bestimmt arbeiten. Er zeigt anhand der Entwicklung von Organisationsformen von der Frühzeit bis heute auf, dass neue Organisationsformen die Welt verändern können. Für uns wichtig ist aber der Teil, in dem er erläutert, wie sich die verschiedenen Unternehmen, die „self managed“ arbeiten, organisieren. Allen gemeinsam ist, dass es keine Beschränkungen der Handlungsvollmacht jedes einzelnen gibt und keine „Entscheider“.

Wenn ein Mitarbeiter glaubt, dass er mit einer neuen Arbeitsplatzausstattung, einer neuen Maschine oder einer neuer Fabrik die Zukunft der Organisation sichern kann, dann kann er diese prinzipiell beschaffen. Er muss jedoch einen Beratungsprozess durchlaufen. Dabei ist er verpflichtet die Expertise aller relevanten betroffenen Menschen einzuholen und diese zu dokumentieren. Die Entscheidungshoheit und Umsetzungsverantwortung bleibt jedoch beim Mitarbeiter, der das Thema in die Hand genommen hat. Wenn man auf diesem Basisprinzip ein Unternehmen aufbaut, entstehen radikal andere Organisationen als wir sie heute haben. Es gibt keine Führungskräfte mehr im Sinne eines Entscheiders oder einer Hierarchie. Es gibt in diesen Organisationen aber sehr wohl Menschen, die ihren Wertbeitrag dadurch leisten, dass sie über die Zukunft nachdenken, Visionen und Strategien entwickeln oder die Verantwortung für die Koordination zwischen verschiedenen Bereichen übernehmen. Frederic Laloux beschreibt an zahlreichen Beispielen existierender Organisationen wie die Prozesse, Strukturen und das tägliche Leben in „self managed“ Unternehmen funktionieren. Ein echter Augenöffner.

 

Kleine Schritte, die ihr Leben verändern - Buchtipp für den Januar

Morgens am 01.01. um 00:01 Uhr fassen wir gerne gute Vorsätze für das neue Jahr, die dann irgendwie doch nicht so recht Realität werden. Unser Buch des Monats Januar kann vielleicht eine Hilfe sein, seine Ziele - egal ob privat oder geschäftlich - zu erreichen. 

Robert Maurer beschreibt in seinem kleinen Büchlein „Kleine Schritte, die ihr Leben verändern – Kaizen für die persönliche Entwicklung“ (VAK Verlag 2009) wie Kaizen, das von Edward Deming in den 40er Jahren des 20. Jhd. entwickelt wurde und seinen Weg über Japan in die ganze Welt fand, funktioniert. Die einzelnen Schritte werden in 7 Kapiteln liebevoll mit sehr vielen Beispielen und mit Bezügen zur Hirnforschung erklärt.

Als Ingenieur Kaizen von einem klinischen Psychologen erklärt zu bekommen ist extrem kurzweilig und manche Beispiele blieben mir für immer im Kopf. So erläutert Maurer die Übung des „kleine aber wichtige Momente beachten“ am Beispiel der Erfindung der Pockenimpfung durch den englischen Arzt Edward Jenner. Dieser hatte beobachtet, dass Melkerinnen als einzige Gruppe nicht an den Pocken erkrankten. Diese Erkenntnis war nicht neu, wurde jedoch nicht weiter beachtet. Jenner baute auf dieser kleinen Beobachtung die Theorie auf, dass die Melkerinnen durch eine Kuhpockeninfektion immun gegen die tödliche Krankheit geworden waren und entwickelte so eine Impfung. Mit diesem Büchlein macht die Umsetzung von Kaizen Spaß, ob im Engineering oder bei der Änderung des eigenen Verhaltens.

 

Durchstarten und Chancen nutzen

Für 2020 zeichnet sich bereits ein weiterer Wandel ab. Für die nächsten Monate sieht es nach einer Zeit des „Aufräumens“ aus. Neben der Beseitigung von Problemen und Engstellen in Produktion und Entwicklung stehen Themen wie Komplexitätsbeherrschung und Organisationsoptimierung an. In den letzten Jahren lag der Fokus auf der Implementierung agiler Arbeitsweisen in der Produkt-Neuentwicklung. Nun bildet die effiziente Beherrschung des Life Cycles einen neuen Schwerpunkt. Schnelle Änderungszyklen verlangen in vielen Industrien neue Herangehensweisen an die Implementierung von „Engineering Changes“ um Rekursionen zu vermeiden, Durchlaufzeiten radikal zu verkürzen und „Flow“ zu etablieren.

Der Strukturwandel führt bei Fach- und Führungskräften zu einem erheblichen Schulungsbedarf in den Unternehmen. Die Stärkung der methodischen Kompetenzen im Engineering ist ein zentraler Pfeiler dieser Umorientierung. Darin liegen vielversprechende Chancen.

Wir freuen uns auf diese Herausforderungen und die gemeinsame Arbeit in 2020.